Gewaltprävention
Gewaltprävention ist der Oberbegriff für Initiativen und Maßnahmen, die Menschen bei der Vermeidung gewalttätiger Auseinandersetzungen helfen bzw. den richtigen Umgang mit Konflikten schulen soll.
Primäre Prävention
Verhindern der Entstehung von Gewalt und Aggression
Analyse der Situation:
- Welche Regeln schaffen das Gefühl subjektiv erlebter Gewaltanwendung?
- Welche Regeln können verändert werden?´
- Wo, wie kann dem Kunden noch mehr persönliche Autonomie, Mitbestimmungsmöglichkeit oder Bedürfnisbefriedigung eingeräumt werden?
- Welcher Umgang (z.B.: Pflege, Kommunikation) mit dem Kunden kann den Eindruck von Gewalt erwecken, wie kann dieser Umgang verändert werden?
- Welche Ängste der Mitarbeiter stehen Veränderungen entgegen? Wie können diese Ängste vermindert werden?
- Welche Anwendungen von Gewalt in welchen Situationen des Alltags sind nicht wirklich notwendig welche kreativen Ideen gibt es diese durch andere Vorgehensweisen zu ersetzen?
Sekundäre Prävention
Veränderung der Sichtweisen und Interpretationen aggressiver Verhaltensweisen
Reflektion des Bewertungsprozesses aggressiven Verhaltens:
- Reflektion der eigenen Empfindlichkeiten und Antipathien
- Auseinandersetzung mit dem eigenen Aggressionspotential Professionalität in der Beziehung:
- Reaktion auf aggressive Verhaltensweisen ist deeskalierend, konstruktiv und förderlich im Sinne der jeweiligen Zielsetzung
- Zielorientierte und reflektierte Reaktion verhindert Eskalation
Tertiäre Prävention
Verständnis der Ursachen und Beweggründe aggressiver Verhaltensweisen
Häufige Auslöser und Beweggründe für aggressives Verhalten:
- Reaktion auf Angst und Bedrohung
- Folge von Stress, Überforderung und Frustrationen
- Reaktion auf den Verlust von Autonomie und Kontrolle
- Kommunikationsversuch und Beziehungsstörung
- Folge von Ärger und Wut
- Folge von Konflikten
- Reaktion auf Aggression: die Eskalationsspirale
- Kompensation von subjektiv erlebter Minderwertigkeit und Selbstwertverlust
- Reaktion auf Medikamente, Sucht, Schmerz, Verlust, Trauer
Tertiäre Prävention
Erklärungsmodelle von Aggression und Gewalt:
- Frustrations-Aggressions-Hypothese
Jede Aggression basiert auf einer Frustration. Es kommt zu einem Angriff auf die Frustrationsquelle, um sie zu beseitigen. Ist diese nicht erreichbar, kommt es zu einer Aggressionsumleitung z.B. auf eine erreichbare „unschuldige“ Person. Aggression kann vermieden werden, wenn die Frustration verringert werden kann oder die
Frustrationstoleranz erhöht werden kann.
- Lerntheoretische Aggressionsmodelle
Aggressives Verhalten ist ein Produkt von Erziehung und Sozialisation und wurde durch Lernen erworben. Aggressives Verhalten wird nachgeahmt, wenn es erfolgreich war. Modelllernen Verstärkungslernen
Folgeschäden vermeiden!
Deeskalation
12 Grundregeln der Deeskalation
- Wehret den Anfängen! Erkennen Sie frühzeitig innere Anspannungszustände.
- An die eigene Sicherheit denken! Abstand halten, Fluchtmöglichkeit offen halten etc.
- Schaulustige entfernen! Ohne Bühne agiert die angespannte Person ruhiger
- Beruhigen Sie sich selbst! Atmung und Selbstberuhigungsstrategien helfen
- Die angespannte Person braucht einen Ansprechpartner!
- Achten Sie auf Ihre Körpersprache, Mimik, Gestik und Stimme!
- Stellen Sie Augenkontakt her ohne zu fixieren!
- Versuchen Sie nie, die Person zu kontrollieren oder zu beherrschen!
- Lassen Sie sich nicht provozieren oder von verbaler Aggression treffen!
- Vermeiden Sie selbst provokative Begriffe, Vorwürfe, Ermahnungen oder Drohungen!
- Bringen Sie auch der aggressiven Person eine wertschätzende Haltung entgegen!
- Arbeiten Sie Bedürfnisse und Gefühle der Person aus ihren Äußerungen heraus!